Der Chancellor ist ein Roman des französischen Schriftstellers Jules Verne. Der Roman wurde in Frankreich erstmals 1875 unter dem Titel Le Chancellor veröffentlicht, die erste deutsche Übersetzung erschien 1876. Das Buch wurde in Deutschland auch unter dem Titel Katastrophe im Atlantik veröffentlicht. Es ist eines von Jules Vernes ungewöhnlichsten Werken.
Der Chancellor erzählt vom Untergang eines Schiffes. In Form eines Tagebuches, das der Passagier J.-R. Kazallon führt, wird die letzte Fahrt des Dreimasters Chancellor geschildert, der irgendwo im Atlantik zwischen Charleston (South Carolina) und Liverpool untergeht, nachdem an Bord Feuer ausgebrochen ist, weil die Ladung (Baumwolle) Feuer gefangen hat. Die Situation wird noch dadurch erschwert, dass ein Passagier, der Kaufmann John Ruby, eigenmächtig hochexplosiven Sprengstoff mit an Bord gebracht hat.
Der Autor schildert die Umstände, die zur Katastrophe führen, die Versuche der Mannschaft, das Schiff noch zu retten und die Leiden der Überlebenden, die nach dem Untergang der Chancellor auf einem Floß über den Atlantik treiben. Die Überlebenden leiden Hunger, sie haben Halluzinationen. Einige Matrosen begehen Selbstmord, indem sie sich erhängen oder von Bord springen und sich den Haien, die das Floß umkreisen, zum Fraß vorwerfen. Allmählich blättert das Zivilisierte von den Schiffbrüchigen ab, Gier und Missgunst kommen zum Vorschein. Die Mannschaft lehnt sich gegen die Passagiere auf. Erst im allerletzten Moment wird durch eine "wunderbare Rettung" verhindert, dass die Schiffbrüchigen zu Menschenfressern werden.
Der Stil des Autors ist prägnant und schnörkellos. Jules Verne verzichtet auf die sonst in seinem Werk vielfach üblichen belehrenden Einschübe und lustige Szenen, die bei dem Thema des Werkes ohnehin wenig angebracht wären. Die handelnden Personen sind auch aus Katastrophenfilmen wie Die Höllenfahrt der Poseidon oder Flammendes Inferno bekannt, obwohl Jules Verne diese Werke eher vorwegnimmt; da ist der profitgierige Kaufmann, der die Katastrophe verursacht, indem er Sprengstoff mit an Bord bringt, und, als er von dem Feuer erfährt, den Kopf verliert und eine Panik auslöst; da ist der ignorante Kapitän des Dreimasters, der nicht wahrhaben will, dass er von seinem Beruf keine Ahnung hat; da ist der reiche Nichtstuer, der, um sich zu retten, seine kranke Frau im Stich lässt und trotzdem seinem Tod nicht entgehen kann; und da ist der erster Offizier, der stets einen kühlen Kopf bewahrt und alle rettet. Die Figuren sind eindringlich und lebensecht gezeichnet.
Der Roman erschien 1988 im Verlag Neues Leben, Berlin unter dem Titel Die letzte Fahrt der Chancellor
In Lost[]
- In der Episode „Ji Yeon“ hält Regina dieses Buch verkehrt herum in der Hand, kurz bevor sie Selbstmord begeht.